Ein wenig Semantik zum Einstieg: Aufrichtiges Lob unter Kollegen ist ein rares Gut, besonders in einem von allerlei Eitelkeiten geprägten Berufsfeld wie dem Journalismus. Die beiläufig geäußerte Bemerkung „Gute Geschichte, lieber Kollege“ – das ist oft schon der Gipfel dessen, was man von einer Redaktion erwarten kann, wenn man sich besonders angestrengt hat und sich das Ergebnis der Mühen sehen lässt. Eine „Geschichte“ ist im Journalisten-Jargon ein Beitrag, ein Feature, eine Reportage, ein Essay oder ein Interview, manchmal auch nur ein Thema, das man der Redaktion präsentiert, in der Hoffnung, es möge auf Interesse stoßen.

„Geopferte Landschaften“ – letzter Aufruf
Der Verlag Randomhouse, zu dem die Marke Heyne gehört, hat angekündigt, meinen Titel „Geopferte Landschaften – Wie die Energiewende unsere Umwelt zerstört“ zum Ende dieses Jahres wegen „zu geringer Nachfrage“ aus dem Handel zu nehmen. Bis dahin können noch Restexemplare für 1,30 Euro pro Stück zuzüglich Versandkosten erworben werden.
Bei Interesse bitte eine Mail senden an etscheit@gute-geschichten.de. Die Bestellungen werden unverzüglich an den Verlag weitergeleitet. Das Buch kam 2016 heraus und war mit mehr als 5000 verkauften Exemplaren ein kleiner Bestseller.
Sicher sind manche Zahlen und Details mittlerweile aktualisierungsbedürftig. Doch vieles, was von den sachkundigen Autoren dieses Sammelbandes geschrieben, wurde, ist (leider) brandaktuell.
Hässlich ist das neue Schön
In einem Waldgebiet nahe des berühmten, bayerischen Walfahrtsortes Altötting soll ein gigantischer „Windpark“ entstehen. Bis zu 40 Windkraftwerke könnten dort errichtet werden. Eine Bürgerinitiative namens „Gegenwind Altötting“ macht Front gegen die Zerstörung des Waldes und der ostbayerischen Kulturlandschaft und hat bereits mehrere gut besuchte Informationsveranstaltungen organisiert. Zusammen mit Thomas Schürmann, Regionalbeauftragter des Vereins für Landschaftspflege, Artenschutz und Biodiversität (VLAB für Oberbayern war ich selbst als Beirat des Vereins im Gasthof Schwarz in Mehring bei Altötting zu einem Impulsvortrag geladen.
Thema meiner Rede war der meist völlig vernachlässigte Landschaftsschutz und die Umwertung traditioneller, ästhetischer Werte unter dem Titel „Hässlich ist das neue Schön“. Dabei warf ich den Exekutoren der „Energiewende“ vor, mit der Zerstörung unserer Kulturlandschaften und ihrer Umwandlung in sogenannte „Energielandschaften“ das kulturelle Gedächtnis einer ganzen Nation auslöschen zu wollen. „Menschliches Leben ist immer und notwendigerweise Erinnerung. Wer sich wie ein Demenzkranker im Endstadium, an nichts mehr erinnern kann, ist lebendig und tot zugleich. Ein Zombie. Steuerbar, manipulierbar, vielleicht sogar glücklich, aber tot. Deutschland ist dabei, zu einer Nation glücklicher, grüner Zombies zu werden.
Erste Ausgabe von Leib & Speise auf Kontrafunk
In der ersten Folge der neuen Magazinsendung „Leib & Speise – Über Ernährung“ auf Kontrafunk kommentiere ich die Causa des Starkochs Alfons Schubeck, der seit dem 5. Oktober in München wegen Steuerhinterziehung vor Gericht steht. Moderator Markus Vahlefeld spricht mit einem Weinbauern über die anstehende Ernte und die Konsequenzen der 2021er-Flutkatastrophe für die Winzer an der Ahr. Der Biersommelier und Buchautor Markus Raupach gewährt einen Einblick in die Kulturgeschichte des Biers – und eine nicht ganz ernst gemeinte Presseschau spießt einige der skurrilsten Meldungen der letzte Woche aus dem Bereich Ernährung auf.
Aufgegessen – der gastrosophische Blog für freien Genuss
Essen ist Genuss! Essen ist Vielfalt! Essen ist Tradition! Essen ist Gemeinschaft! Essen ist Unmaß, aber auch temporärer Verzicht! Essen ist Kultur!
Es scheint paradox: In Zeiten, in denen es die besten und sichersten Lebensmittel in einer nie dagewesenen Vielfalt gibt, in denen zumindest in den entwickelten Industrieländern der einst allgegenwärtige Mangel kein Thema mehr ist und alle Genüsse dieser Welt zu jeder Zeit verfügbar sind, genau jetzt scheint für immer mehr Menschen Essen eine Gefahr darzustellen. Immer mehr Verbote umstellen den freien Genuss, eine neue, rein säkular begründete Verzichtsrhetorik bestimmt zunehmend den Diskurs über gutes Essen und Trinken. Zugleich verschwinden immer mehr traditionelle Gerichte von den Speisekarten, gerät selbst die französische Grande cuisine in Gefahr, vom ungebrochenen Fastfoodtrend und der „Weltküche“ verdrängt zu werden. Und die professionelle Gastrokritik hat längst abgedankt.
Hier will der neue Blog „Aufgegessen!“ ansetzen, den ich zusammen mit dem bekannten Kulinarik- und Weinjournalisten Ingo Swoboda ins Leben gerufen habe. Wir werden uns nicht scheuen, den Finger in die Wunde zu legen. Wir werden das zum Thema machen, was uns gegen den Strich geht: die Wokenes in Küche und Keller, die Auswüchse einer ideologisch begründeten Cancel Culture, die längst Teller und Kochtöpfe erreicht hat und dem freien Genuss zunehmend im Wege steht. Wir wollen streiten für das, was man Hausmannskost nennt, wir wollen auch ganz normalen Wirtshäusern und Produzenten eine Plattform geben, die Qualität und Tradition achten, wobei das Festhalten am „guten Alten“ nicht bedeuten muss, keinen Sinn für organische Weiterentwicklung zu haben. Manches, was wir zu sagen haben, wird vielleicht für den einen oder anderen schwer verdaulich sein.
Jahrestag der Ahrtal-Flutkatastrophe: Kontrafunk-Interview
„Kontrafunk – Die Stimme der Vernunft“ so heißt ein neues Medium, gegründet von dem angesehenen Radiomoderator Burkhard Müller-Ullrich. Der Kulturjournalist arbeitete lange Zeit erfolgreich unter anderem für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, bevor er, zunehmend frustriert von der politischen und journalistischen Arroganz der Mainstreammedien, zunächst den Podcast „Indubio“ auf der Achse des Guten gründete. Am 21. Juni 2022 ging er dann mit einem eigenen 24-Stunden-Radiokanal mit Sitz in der Schweiz erstmals auf Sendung. Ich hatte die Ehre, bereits bei Indubio mit Burkhard Müller-Ullrich zusammen arbeiten zu können. Jetzt konnte ich mich am Jahrestag der Flutkatastrophe im Ahrtal zu der teils hysterischen Debatte um Klimawandel und „Extremwetter“ im Morgenmagazin von Kontrafunk äußern.
Hier der Link dazu. Mein Gespräch mit dem Interviewer Benjamin Gollme beginnt bei 27,46 Minuten.